Wie wird ein Brillant gefasst?
Eine häufig gestellte Frage zum Thema Edelsteine im Schmuckbereich lautet:
Warum werden die Steine nicht einfach eingeklebt?
Antwort:
Könnte man machen, wird auch gemacht – allerdings nur im Modeschmuckbereich. Bei (hochwertigem) Schmuck aus Edelmetallen wird Metall über den Stein gedrückt. Manche Klebstoffe haben im Gebrauch den Nachteil, dass sie nicht UV beständig sind und altern. Andere, die UV beständig sind, haben nicht die nötige Elastizität. Früher oder später fallen die Steine aus ihren Fassungen.
Ein weiterer, gravierender Nachteil beim Kleben ist, dass sich das optische Erscheinungsbild eines durchsichtigen Steins drastisch verschlechtert — durch den Klebstoff wird die Lichtbrechung und zum Teil auch die Farbe verändert. Der Stein wirkt dann langweilig, ja, geradezu leblos.
Video Brillant fassen / einreiben
Ich habe ein Video erstellt, welches die klassische Vorgehensweise beim Einreiben eines Brillanten zeigt. Dieses Video ist bei YouTube unter dem nachfolgenden Link zu finden:
Edelsteinfassung vorbereiten
Wie im Video gezeigt, wird zunächst ein Loch in den Ring gebohrt. Genau an der Stelle, an der sich später der Brillant befinden soll. Mittels immer größer werdender Fräser wird das Bohrloch erweitert, bis es die passende Größe für den Diamanten hat.
Die Form der Fräser kann dabei variieren. Je nachdem, welchen Durchmesser der Stein hat, kommen hier Kugel- oder Linsenformfräser zum Einsatz. Im Video war es zum Schluss ein sogenannter Linsenformfräser. In der folgenden Vorgangsbeschreibung ist es ein Kugelfräser.
Entscheidend ist, dass der Brillant passgenau in der Fassung sitzt. Er soll nicht hin und her wackeln. Der Fasser justiert die Fassung für den Stein und spricht dabei vom „Einjustieren“.
Setzen des Steins
Wenn Edelsteine schlussendlich vor dem eigentlichen Fassvorgang in der Fassung platziert werden, dann spricht der Edelsteinfasser vom „setzen“ der Steine (siehe Abb. 1). Dazu verwendet man bei größeren Steinen ein sogenanntes Wachsbein. Bei kleinen Durchmessern kommen verschiedene Setzstifte zur Anwendung (in Abb. 1 wird ein Stahlstift verwendet).
Ausrichten des Edelsteins
Passt – wackelt nicht und hat keine Luft – einjustiert! Der Brillant befindet sich nun in der Fassung. Der Edelsteinfasser richtet die Facetten des Steins am Schmuckstück aus. Die Tafel liegt parallel zur umgebenden Fläche. Das ist nicht immer einfach. Manch ein Diamant ist nicht so perfekt geschliffen, wie in den Abbildungen 2 und 3 gezeigt.
Jetzt wird gefasst!
Den Ausspruch „Ich kann es nicht fassen!“ werden Sie von einem Fasser selten bis gar nicht hören. Wir fassen nahezu alles. In diesem Fall nennt sich der Vorgang des Fassens „einreiben“. Das ist buchstäblich das, was durch die Bewegung der polierten Stahlspitze passiert (siehe Abb. 4 und 5). Diese wird reibend gegen den Fassrand gedrückt. Durch den so erzeugten Druck verschiebt sich das Metall und legt sich über den Rand des Steins. Auf den Stein selbst wird mit dem Stahl kein Druck ausgeübt.
- Druck gegen den Fassrand: Der Druck der Stahlspitze verschiebt das Material.
- Der Stein wird vom Metall gehalten: Durch das Verschieben des Metalls legt es sich über den Rand des Steins und hält ihn so fest in der Fassung.
- Glänzend: Die Politur der Stahlspitze sorgt für eine Glanzkante (nennt sich Innen-Biseau), welche das auftreffende Licht reflektiert.
Man kann sich den Vorgang des Fassens erleichtern, wenn man zunächst die gegenüberliegenden Kanten des Brillanten einreibt. So kann der Brillant nicht mehr verrutschen (Abbildung 6). Danach reibt man den Stein komplett ein (Abbildung 7).
Brillant fassen – fertig
Der Brillant ist sauber eingerieben. Die Arbeit des Edelsteinfassers endet hier.
Zusammenfassung
Einreiben, Eigenschaften dieser Fassart
- Bei dieser Fassart gibt es keine Krappen, an denen feine Fäden der Kleidung hängen bleiben könnten.
- Der Brillant ist sicher gefasst und kann nicht heraus fallen.
- Die zarten Kanten des Steins sind geschützt.
- Bei guter Schliffausführung verliert der Diamant nichts von seinem Feuer.
- Es bleibt viel vom Stein sichtbar – nur wenige Zehntel Material bedecken den Stein.
Optionen
- Da die Fassung von der Rückseite her offen ist, kann das Schmuckstück später sehr gut gereinigt werden. (Ob man Fassungen auf der Rückseite öffnet, hängt dabei immer vom jeweiligen Schmuckstück ab. Bei sehr zarten Ausführungen wird man nach Möglichkeit darauf verzichten, um etwas mehr Stabilität zu erreichen.)
- Kann mit Verschnittarbeiten kombiniert werden.
Haben Sie Fragen zum Thema Einreiben?
Die hier beschriebene Variante nennen wir Einreiben. Wie oben gezeigt mit einem auf Hochglanz polierten Stahl. Daneben gibt es weitere Möglichkeiten, Brillanten zu fassen.
In meinem Alltag führe ich diese mit von Druckluft betriebenen Handstücken unter einem hochauflösenden Mikroskop aus. Hier finden Sie Beispiele meiner Arbeiten aus dem Bereich Edelsteinfassen.
Wenn Sie Fragen zum Thema Einreiben eines Brillanten haben, schreiben Sie sie unten in die Kommentare.
Einreiben – Beispiele
Unten zwei Beispiele für die oben beschriebene Technik des Einreibens. Das helle Bild zeigt einen Ring aus Platin 950 mit farbigen, eingeriebenen Diamanten im Brillantschliff – das dunkle Bild zeigt einen Ring aus Rotgold 750 mit eingeriebenen Brillanten in Wellenform.
Martina Düsing
Hallo Herr Sarto,
ich möchte gerne wissen, wie viel zehntel Millimeter Duschmesser beim Einwaschen eines Diamanten sichtbar eingebüsst werden. Ich habe einen Ring, bei dem der eingewaschene Altschliff Diamant mit 5,6 mm sichtbar ist. Ich würde das Schmuckteil gerne ändern lassen und den Stein dabei in eine Zargenfassung setzen lassen. Können Sie mir bitte beantworten, welchen Durchmesser der Stein tatsächlich haben könnte und ob eine solche Änderung möglich ist?
Vielen Dank vorab und schöne Grüße
Mario Sarto
Hallo Frau Düsing, die Abbildungen 6 und 7 zeigen, wie viel vom Stein unter dem Innen-Biseau liegen. Bei Ihrem Stück kann das anders sein. Wenn Sie Ihr Schmuckstück sowieso ändern lassen wollen, wird die Kollegin Sie sicher entsprechend beraten. Aus der Ferne lassen sich diese Fragen nicht beantworten.
Sigrid Dreiner
Hallo Herr Sarto, ich habe mir die Rosette eines altmodischen Brilliantringes in eine Silber -Ringschiene einarbeiten lassen. Ich dachte der Kontrast wäre der Hit, aber es gefällt mir nicht. Könnte man den mittleren Stein, der immerhin 0,58 Karat hat, in Silber einreiben oder eignet sich Silber nicht für so einen relativ großen Stein? Würde mich sehr über eine Meinung freuen. Liebe Grüße
Mario Sarto
Hallo Frau Dreiner!
Wenn die Ringschiene für die Aufnahme des Steins dick genug ist (bei Brillantschliff ca. 3,5 mm), dann spricht technisch nichts dagegen.
Aggi Suiter
Hallo Herr Sarto,
ich bin selbst Goldschmiedin, habe aber noch keine Pavee-Erfahrung und hätte daher eine Frage bitte: wieviel Materialbreite muß ich berechnen, wenn ich 1mm bzw. 1,3mm Brillanten in Ring in Pavee fassen lassen möchte? nur in Reihe…wird micro, ich weiß, aber….gibt es da eine Faustregel bitte?
Lieben Gruß
Aggi Suiter
Mario Sarto
Pavé- oder Fadenfassung? Ich vermute, Sie meinen letzteres. Zwischen 0,3 bis 0,5 Millimetern auf jeder Seite des Steins.
Die ausführende Fasserin nach deren Vorlieben zu befragen, wäre ebenfalls geschickt.
Aggi Suiter
Vielen Dank für die Antwort… ich meinte Pavee :-)).Ich habe dafür noch keinen Fasser und da es für mich neu ist damit zu arbeiten hilft mir die vorab Information sehr. Wünsche ein gutes Neues Jahr!!
Mario Sarto
Nur zur Sicherheit (meine Antwort bezog sich auf eine Fadenfassung),
dies ist ein Beispiel für Pavé (Steine wie ein Straßenpflaster):
dies ist ein Beispiel für eine Fadenfassung (in dem Fall Vierkorn):
Rolf Bauser
Vielen Dank für die die schöne Beschreibung des Fassens
Mario Sarto
Danke!
Sonja Schüssel
Lieber Herr Sarto,
Vielen Dank für die tolle Beschreibung. Sie haben mich mit dem einleitenden Satz „wissen müssen, wie etwas funktioniert“ direkt abgeholt!
Eine Frage habe ich noch… wird diese Technik auch bei Mini kleinen Brillanten von zB 0,005ct angewandt? Oder wo liegt in etwa die Mindestgrenze?
Schöne Grüße
Mario Sarto
Von Mindestgrenzen würde ich nicht sprechen. Wenn es gewünscht ist oder der Entwurf es so vorsieht, können auch sehr kleine Steine eingerieben werden. Das Mikroskop ist hier eine tolle Hilfe.
Lu
Hallo,
ich interessiere mich sehr für das Edelsteinfassen und würde es gerne selber einmal probieren.
Welche Werkzeuge verwenden Sie?
Welche Fräser/Kugelfräser sollte man verwenden?
Wo findet man so etwas?
Im Netz finde ich leider diesbzgl. gar nichts, was geeignet zu sein scheint.
Mario Sarto
In Deutschland ist der Beruf „Edelsteinfasserin“ ein anerkannter Ausbildungsberuf (3,5 Jahre). Um sich hier selbstständig zu machen, ist jedoch keinerlei Ausbildung vorgeschrieben. Lernen kann man in den einschlägigen Betrieben oder an Schulen. Darüber hinaus finden sich in Belgien (Alexandre, Diamond Setting School) und den Niederlanden (Jura Training Center) sogenannte Fasserschulen, in denen man sich in Kursen das nötige Wissen aneignen können soll.
Ob es „Schnupperkurse“ (VHS oder ähnliches) in Deutschland gibt, entzieht sich meiner Kenntnis. Alle Werkzeuge aufzuzählen, die man für das Fassen von edlen Steinen verwenden kann, würde hier den Rahmen sprengen. Ich bitte um Verständnis. Mittlerweile finden sich viele Videos bei YouTube. In den Kommentaren werden zum Teil jene Fragen beantwortet. Vielleicht ist dies ein Weg für Sie?
Karsten Negel
Guten Abend, habe eben Ihre Beschreibung des einreiben eines Edelsteins gelesen.
mit welchen Kosten müsste ich rechnen für einen Silberarmreif, rund, 6MM Durchmesser, besitzt mit meinen eigenen Steinen, ca 50 Stück.
ich habe keinerlei Vorstellung.
vielen Dank
Karsten Negel
Mario Sarto
Hallo Herr Negel,
die Preise für eine solche Arbeit variieren – nach Art und Größe des herzustellenden Armreifs sowie der Form (dem Schliff) und der Art der Steine. Runde Steine wie Brillanten sind schneller zu fassen als eckige. Auch die Größe (z. B. Durchmesser) und das Mineral (manche Edelsteine sind sehr empfindlich) spielen eine Rolle.
A.Bosshard
Sehr geehrter Herr Sarto,
ich unterrichte ganz neu die Fasser-Lernende in der Edelsteinkunde. Bisher immer nur die Goldschmiede-Lernende. Deshalb versuche ich mich über die Fasserarbeit zu informieren ohne selber einen Kurs zu machen, weil mir im Moment leider die Zeit dafür fehlt. So bin ich auf Ihre tolle Seite gestossen. Mich würde interessieren, wie man mit Griffe bzw. mit Körnchen einen Stein fassen könnte. Dann wüsste ich auch, auf was man bei den Steinen achten muss. Selber bin ich Goldschmiedin aber eben nicht Fasser…Wäre es möglich, dass Sie solche Videos auch noch auf diese Seite stellen könnten? Oder Sie haben welche, und ich habe es nicht gefunden? Oder hätten Sie mir Literatur-Empfehlungen bzw. Film-Empfehlungen im Internet? Ich habe auch schon einige Bücher, aber es ist nicht das selbe, wie wenn man in einem Film sieht, und sieht welche Kraft wo im Stein ausgeübt wird.
Eine weitere Frage habe ich noch, wie machen Sie es mit Steinen mit einer vollkommenen Spaltbarkeit? Fassen Sie alles? Oder was ist mit spröden Steinen, wie Beryll, Turmalin? Dazu noch: Ist Spinell sehr spröd? Da hörte ich schon verschiedenes, einige sagen: ich lasse die Finger davon, andere finden es kein Problem. Wie sehen Sie es? Das wäre toll, wenn ich Information Ihrerseits bekommen könnte, vielen Dank! Ich freue mich auf eine mögliche Rückmeldung von Ihnen und für Ihre Bemühungen.
Mit freundlichen Grüssen
Astrid Bosshard
Mario Sarto
Sehr geehrte Frau Bosshard,
es ist sicher unbestritten: die Art und Weise, wie Menschen lernen, hat sich mit der Nutzung des World Wide Web verändert. Innerhalb weniger Sekundenbruchteile stehen uns alle erdenklichen Informationen zur Verfügung. Hier und in vielen Teilen der Welt halten wir sozusagen einen Schatz an Informationen buchstäblich in der Hand. Mit zunehmender Erfahrung in dieser digitalen Welt lernen wir bald, dass nicht jede dieser Informationen sachlich und fachlich richtig sein muss. In den letzten fünfundzwanzig Jahren haben sich neben den bereits bestehenden viele weitere Subkulturen im Web gebildet.
Bezogen auf Ihr Anliegen – mehr über das Fassen von Edelsteinen zu erfahren – kann man sagen, dass es einige gute und sehr viele fragliche Werte und Ansichten gibt. Ich verstehe darum, dass es nicht einfach ist, an qualitativ hochwertige Informationen zu gelangen. Da Sie eine für mich grundsätzlich eigene Terminologie verwenden, habe ich eine Empfehlung für Sie, die ohne Worte auskommt. Suchen Sie nach dem Namen „Vitalij Kricuk“ in Berlin. Finden Sie seine Website. Er bietet dort drei DVDs zum Kauf an. Jene sind gewiss nicht günstig, enthalten aber, wonach Sie suchen.
Ihre zweite Frage, ob sich pauschal alle Edelsteine fassen lassen, kann ich mit „ja“ beantworten. Da Sie, wie Sie schreiben, Goldschmiedin sind, wissen Sie um die Eigenschaften verschiedener Edelmetalllegierungen. Einige sind sehr gut geeignet, um auch schwierige Steine wie zum Beispiel Smaragde darin zu fassen. Die Wahl der geeigneten Legierung, die (Mach-)Art der Fassung selbst und die Erfahrung der Edelsteinfasser sind hier die Schlüssel zum Erfolg.
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lernen!
Hubrich, Bernd
Hallo Herr Sarto,
ich möchte meiner Tochter einen Edelstahlring anfertigen, der Brillant ist schon im Hause. Kann dieser Brillant ebenfalls mit Ihrer Technik in die Bohrung des Edelstahlringes gefasst werden?
Vielen Dank und alles Gute
Mario Sarto
Hallo Herr Hubrich! Generell kann man Diamanten im Brillantschliff auch in Edelstahlringe einreiben, ja. Ich kann jedoch nicht sagen, ob das von allen Fassern/Goldschmieden angeboten wird. Darüber hinaus liegt das Risiko (Beschädigung des Steins) bei Ihnen. Mir ist kein Fasser bekannt, der bei „fremdem“ Steinmaterial Ersatz leistet (ganz unabhängig vom Material).
Heinz Peter Ulrich
Die Technik des Einreibens haben Sie gut beschrieben.Dazu eine Frage:
bei einem Stein von 2.5 mm Durchmesser, wie groß sollte der Bohrungsdurchmesser sein,
wie Tief ist die Kante zum Einreiben (Bild 5) ?
Wie erzeugen Sie den nötigen Druck(Bild 4)
Danke für Ihre Antwort.
Mario Sarto
Wenn ein Stein einen Durchmesser von 2,5 mm aufweist, muss der Durchmesser der Bohrung bei Nutzung eines Kugelfräsers 2,5 mm betragen. Ansonsten ließe sich der Stein nicht in die Fläche setzen.
Manche bevorzugen es, den Stein durch unterfräsen (mittels Linsenfräser) der Fasswand zu justieren. In dem Fall muss die Bohrung entsprechend kleiner gewählt werden (Durchmesser ca. 2,2 – 2,3 mm).
Die Tiefe der Bohrung sollte in jedem Fall den sicheren Halt des Steins (im späteren Gebrauch) gewährleisten. Bei einem 2,5 mm Stein wird die Tafel wahrscheinlich (je nach Proportion) mit der Metallebene gleich auf sein. Je tiefer der Stein, desto breiter bzw. höher das Innen-Biseau (der innere Fassrand). Ab einer gewissen Tiefe wird man Schwierigkeiten mit dem Fassen selbst bekommen.
Den Druck erzeugt man durch das Verreiben an sich – bei härteren Materialien kann der zweite Daumen unterstützen. In meiner täglichen Praxis arbeite ich mit Druckluft betriebenen Handstücken.
Heinz Peter Ulrich
Wie kann man einen Stein fixieren, um einen gewissen Halt beim Fassen zu ereichen?
(mittels Wachs oder ?)
Mario Sarto
Wenn ich die Fassung für den Stein justiert habe, muss der nicht weiter fixiert werden. Ich beginne dann, den Stein zu fassen. Mit Wachs würde ich mir die Sicht auf den Stein erschweren. Ich könnte dann kaum erkennen, ob der Stein korrekt ausgerichtet ist. Darüber hinaus hätte ich bei geschlossenen Fassungen das Problem, das Wachs zu entfernen.
Andrea Götz
Hallo Herr Sarto,
bin begeistert von Ihrer ausführlichen Beschreibung!
Die Fassung (Brillant) von meinem Ehering ist nach unten geschlossen. Kann oben am Rand der Fassung Wasser, Schmutz, Creme, etc. zwischen Stein und Ring gelangen? Sie schreiben mit offener Fassung nach unten kann man den Ring besser reinigen..
Vielen Dank und herzliche Grüße 😊
Mario Sarto
Hallo Frau Götz, ja, es kann (bei jeder Fassart) Feuchtigkeit eindringen. Selbst, wenn der Fassrand ganz dicht am Stein anliegt, kann sich Kondenswasser bilden. Bei Diamanten im Brillantschliff fällt dies in der Regel kaum auf. Es lässt sich auch nicht verhindern. Wie ich im Text schrieb, möchte man die Stabilität der Ringschiene bei zarten Ringen nicht noch weiter schwächen.
Bei einem Trauring, der üblicherweise 24 Stunden am Tag am Finger verbleibt, sollten Sie gelegentlich den Sitz der Steine überprüfen lassen. So lässt sich einem Verlust des (der) Stein(e) vorbeugen.
Andrea Götz
Herzlichen Dank für die schnelle und informative Antwort! 🤗
Mario Sarto
Sehr gern, Fr. Götz.
Bernd Willmer
Hallo Herr Sarto,
ich habe als Laie eine oder zwei Fragen zum „Steinfassen mit Körnern“.
Die Bohrungen für die einzelnen Steine werden mit einem Zirkel markiert. Wie findet man den Abstand der Bohrungen und wie stellt man dieses wohl meistens „krumme“ Maß mit einem Zirkel ein?
Ich finde es bewundernswert, was edelsteinfasser/innen an kunstvollen werken erschaffen!
Freundliche Grüße 🙂
Mario Sarto
Hallo Herr Willmer!
Im einfachsten Fall – eine Reihe gleich-großer Steine in einer geraden Fläche – richtet sich der Abstand der Bohrungen nach der Steingröße. Bei 2 mm Steingröße wären das in der Theorie dann 2 mm Abstand vom Mittelpunkt einer Bohrung zur nächsten. Hier säßen die Steine dann Kante an Kante. In der Praxis würde ich jedoch ein bis zwei zehntel Millimeter zugeben, damit die Steine sich bei Druck (beim späteren Gebrauch des Schmuckstücks) nicht berühren und dabei eventuell Teile der Kanten abplatzen.
Fasse ich einen Ring (rund) außen mit Steinen aus, muss der Abstand der Bohrungen noch ein wenig größer gewählt werden. Wenn Steine im inneren eines Ringes gefasst werden, dann wähle ich einen kleineren (kleiner als der Steindurchmesser) Abstand.
Bei Serienfertigungen sind die Steinsitze in der Regel vorgegeben. Darüber hinaus gibt es seit einigen Jahren auch Maschinen, die Steine in Metalle fassen können. Diese Ergebnisse haben mich aber bislang nicht überzeugen können (vom ästhetischen Standpunkt).
Bernd Willmer
Danke für die Info. Bleiben Sie gesund 🙂
Mario Sarto
Danke für den guten Gedanken – auch Ihnen alles Gute!
Andrea
Hallo Mario,
sehr toll beschrieben!
Eine Frage habe ich:
Wie läuft eine Reparatur ab, wenn ein gefasster Brillant gebrochen ist (Pseudospannring)?
Muss dann auf einen größeren Stein ausgewichen werden, um wieder aufzubohren
um wieder genug Metall zum Einreiben zu haben? Jeder Stein besitzt schließlich eine andere Größe…
Viele liebe Grüße
Andrea
Mario Sarto
Das kommt auf den allgemeinen Zustand des Stücks an. Ein größerer Stein ist eine Möglichkeit. Eine andere wäre, die Fasskanten wieder herzurichten (z. B. per Laser Material zugeben). So könnte man einen Stein gleicher Größe neu fassen.
Ohne das Stück in der Hand zu haben, lässt sich die Frage jedoch nicht mit Sicherheit beantworten.
Gabriele Weber-Krumrei
Sehr gut beschrieben!
Kann ich dies auch erlernen? Wo und wer hilft mir?
Mario Sarto
Hallo Frau Weber-Krumrei, ich denke, jeder Mensch kann das lernen. Möglich wären z. B. Kolleginnen und Kollegen, welche ihrerseits Goldschmiedekurse anbieten. Schauen Sie mal in Ihrer Umgebung, ob da vielleicht der ein oder andere so was anbietet.